Mittwoch, 11. Januar 2012

Occupy und dann?- Über die Sinnlichkeit des Sinnlosen

Piraten, Anonymous, Occupy. Drei Schlagwörter für eine Bewegung. Und drei Begriffe für einen kleinen Hauch von damals. Rainer Langhans hat sich mit seinem saubernen Geld für Dschungelcamp schon unterstützt und viele glauben endlich wieder Wind in den Segeln zu haben. Veränderung-JETZ, WIE-???...gut klar definierte Vorstellungen sind nicht wichtig, aber BESSER, das ist das Gebot der Stunde. 99% sind gegen die Börsen, komisch dass dann noch so viel investiert wird! Also Zelt, Rucksack, Taschenlampe und etwas Gras und auf zum Campen an der Wallstreet. Denn das haben alle diese drei Gruppen gemeinsam: Sie stehen für Innovation und Inszenierung. Wie kaum eine zweite Gruppe oder Partei wissen sie Performance mit Internet und Medien zu verknüpfen. Da staunen auch alte Parteienforscher. Doch bei all dieser Sentimentalität und dem Fortschrittsglauben, der das Internet als Heilsbringer einer besseren Welt sieht, sollte man nicht vergessen, was dieser Bewegung fehlt: Perspektiven. Die Occupy Bewegung verkommt zur Zeltlageratmosphäre und hat ungefähr die politische Aussagekraft einer U-Bahn-Party in Münchens Innenstadt. Zu viele Protagonisten, zu viele Meinungen, zu wenige Regeln. Da geht ein guter Beitrag schnell unter. Ebenso die Piraten. Der Fehler der absoluten freien und eben auch ungeordneten Meinungsbildung bringt keinen Zusammenhalt. Und das Parteiprogramm liest sich so: sichere Existenz und Grundeinkommen, aber wirtschaftliche Freiheit; freie Selbstbestimmung des Geschlechts, aber Abschaffung des Begriffs "Geschlecht"; Demokratisierung des Bildungssystems, aber individuelle Unterstützung Einzelner usw. (Quelle: Zusammenfassung in Wikipedia). Und auch die kaum oder subversiv organisierte Anonymous-Bewegung kämpft um Meinungen. Die Radikalen wollen Hacken was das Zeug hält. Die neue Guerillamethode zur Durchsetzung der Revolution. Die anderen sind da viel differenzierter und weniger radikal. Und für Meinungsfreiheit zu kämpfen (wie viele Angehörige der Piratenpartei) und dann Anonymous zu unterstützen, die rechtsradikale Seiten (Hinweis: absolute Meinungsfreiheit haben sie die Piraten auf die Fahnen geschrieben) hacken, das ist nicht weniger glaubhaft wie der Atomausstieg von Schwarz-Gelb.
Zusammenfassend droht dem Ganzen ein Ende, wenn es nicht Veränderungen gibt. Positiv ist, dass junge Menschen sich hier an Politik beteiligen, was sicher auch ohne diese Bewegung möglich wäre. Aber sie ist auch ein alamierender Ausdruck von Politikverdrossenheit (ebenso die hohen Prozentzahlen für die Piraten). So muss man wohl diese Bewegungen weiter beobachten, was sie sind. Eine Bereicherung oder eine Gefahr für unser System. Und mit Gefahr will ich mich nicht negativ positionieren, sondern nur unterstreichen, dass in dieser Bewegung eine nicht zu unterschätzende Radikalität und ein Idealismus steckt, der auch gefährlich sein kann (nicht muss!).
Zum Schluss eine Zeile, die mir dabei nicht gefällt. Entnommen aus dem Motto der Anonymous-Bewegung: We do not forgive. Das finde ich schade. Vergebung ist demokratischer Baustein und moralische Grundlage. Ich hoffe das Motto setzt sich nicht durch...
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Ein Bart macht noch lange keinen Philosophen

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Zuletzt aktualisiert: 1. Feb, 20:31

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